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Art Mûr Berlin

Galerie bei artports.com

Art Mûr Berlin

Hessische Str. 9
10115 Berlin
Germany/Deutschland
Tel: +49 0176 67463795

berlin@artmur.com
www.artmur.com/de
Öffnungszeiten:
Mittwoch – Samstag: 11 Uhr – 18 Uhr
Stadtplan (Google)
Galerieportrait
KünstlerInnen der Galerie

Aktuelle Info

Das Team von Art Mûr freut sich, die Eröffnung eines dauerhaften Raums in Berlin bekanntzugeben.
Nach dem Erfolg der einjährigen Präsenz in Deutschland im Rahmen des Residenzprogramms der Spinnerei in Leipzig, zieht Art Mûr dauerhaft in die deutsche Hauptstadt, um ihre Aktivitäten in Europa zu verfolgen.
Die Galerie bezieht einen Raum im Stadtteil Mitte, in unmittelbarer Nähe zum Naturkunde Museum und nur wenige Gehminuten von einigen der einflussreichsten musealen Einrichtungen der Stadt, u.a. dem Hamburger Bahnhof, dem KW Intitute for Contemporary Art und der Sammlung Boros. Der mehr als 100 m2 große Ausstellungsbereich wird in zwei Räume aufgeteilt. Dies macht ein doppeltes Programm mit kanadischen und europäischen Künstlern möglich.
Am 16. November 2017 wird die Galerie in Anwesenheit des Generaldelegierten von Québec, Herrn Claude Trudelle und Mark McLaughlin, Botschaftsrat, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, Botschaft von Kanada in Berlin, eröffnet. Die erste Ausstellung ist von der Leiterin der Galerie, Anaïs Castro, kuratiert. Sie befasst sich mit dem Thema Mutation / Verwandlung / Metamorphose und enthält Werke der Québecer Künstler Patrick Bérubé, Laurent Lamarche und Karine Payette, neben Werken des deutschen Kollektivs Famed. Die Programmgestaltung der folgenden Monate umfasst hauptsächlich Einzelausstellungen folgender Künstler: Simon Bilodeau, Trevor Kiernander, Jinny Yu, Robbie Cornelissen, Marie-Eve Levasseur und Patrick Beaulieu.

Ausstellungen

Aktuelle und kommende Ausstellungen

Es wurde von der Galerie keine neue Ausstellung eingestellt.

Archiv

25.09.2018 - 10.11.2018
Nadia Myre: Code Switching and Other Work
Vernissage: 28.09.2018 18-21 Uhr
KünstlerIn(nen): Nadia Myre

Pressemitteilung
“Code-Switching and Other New Work" ist eine Einzelpräsentation neuer und bestehender Arbeiten der in Montreal lebenden Künstlerin Nadia Myre, kuratiert vom Glasgower Kuratorenduo Mother Tongue (Tiffany Boyle und Jessica Carden). Anhand der Geschichte der Tonpfeifenproduktion in London und Glasgow, enthüllt Myres Werk auf poetische Weise die Verstrickung zwischen dem britischen Empire, Kanada und den indigenen Völkern. Während des Tabakhandels mit der so genannten Neuen Welt kamen die Pfeifen, sozusagen als Nebenprodukt, als eines der ersten "Einwegartikel" auf den Markt und wurden mit vorgefüllten Tabak vermarktet. Myres neue Arbeiten erforschen Prozesse der Prägung, Dokumentation, Webtechnik und Ausgrabung, um nachhaltige Fragen rund um koloniale Hinterlassenschaften zu stellen.



Der europäische Kontakt mit der Neuen Welt in den 1600er Jahren führte zu einer Zunahme des Tabakkonsums in Großbritannien und zum Entwurf der Tonpfeifen bestehend aus einer Mulde und länglichen Stil, eine überarbeitete Version der von den indigenen Völkern verwendeten Behältnissen. Während des Tabakrauchens wurde die Tonpfeife stufenweise abgebrochen. Es gab eine Reihe von Produktionszentren in Großbritannien, darunter Glasgow und Bristol. Schottlands Produktion hat ein besonderes Monopol auf den Export in großen Mengen an Konzerne wie die Hudson Bay Company, die während der frühen Kolonialzeit de facto große Teile Nordamerikas beherrschte. Die Scherben dieser Tabakpfeifen, die in großen Mengen zu finden sind, sind archäologisch bedeutsam, denn Sie helfen dabei die Fundorte zu datieren. Die ausgegrabenen Scherben sind zugleich außergewöhnliche Gegenstände von historischer Bedeutung, in ihrer Anzahl jedoch fast alltäglich. Es scheint als besäße ein so einfaches Objekt wenig wirtschaftlichen Wert.



Nadia Myre ist bildende Künstlerin aus Quebec und Mitglied der Kitigan Zibi Anishinabeg First Nation. Im Jahr 2015 begann sie mit Forschungsausgrabungen an den Ufern der Themse, bei denen sie Schalen und Stiele von Tonpfeifen entdeckte. Dabei wurden Knochen und Zähne manchmal zunächst mit Tonpfeifenstielen und -fragmenten verwechselt, die die Lebensgeschichten dieser Gegenstände zu erzählen scheinen. Ebenso erinnern die Scherben in ihrer vorgefertigten, perlenartigen Form an das Wampum, welches die Ureinwohner bis heute beim Weben verwenden.



“Code-Switching and Other Work" ist ein einschlägiges Werk welches den Betrachter dazu einlädt, zu hinterfragen wie unsere gemeinsame Vergangenheit das gegenwärtige Verständnis voneinander noch heute beeinflusst. Durch die museale Präsentation indigener und europäischer Keramik, hochauflösenden Scans, Fotografien und Skulpturen regt die Künstlerin zu zeitgemäßen Diskussionen über indigene Rechte und Ihre Zukunft an.

Myre`s Forschung und Arbeit konzentriert sich auf interkulturelle Erfahrung und Vermittlung als Strategie zur Anerkennung und Rückgewinnung indigener Kunst und Kulturproduktion. Ebenso untersucht `Code-Switching and Other Work` die Ausdrucksweise und Macht der musealen Darstellungsformate und die daraus resultierende Wissensgewinnung, indem rekonstruierte und repräsentative historische Objekte zur Schau gestellt werden.



Im weiteren Sinne, setzt sich die Künstlerin auch mit der Rolle des Handwerks in ihrer künstlerischen Praxis auseinander, indem sie die Betrachtungsweise und Positionierung des Handwerks in Frage stellt.



Mother Tongue | Tiffany Boyle & Jessica Carden

Übersetzung von Julia Theobalt
In die Ausstellung


10.08.2018 - 15.09.2018
The End of the Chase
Vernissage: 10.08.2018 18:00
KünstlerIn(nen): Nicholas Crombach
In die Ausstellung


08.06.2018 - 04.08.2018
BACA: Conflicting Heroes (curated by Michael Patten)
Vernissage: 21.06.2018
KünstlerIn(nen): Sonny Assu, Natalie Ball, Dayna Danger, David Garneau, Leonard Getinthecar, Kent Monkman, Caroline Monnet, Jessie Short,


26.04.2018 - 02.06.2018
That the Problem is Not a Problem is Part of the Problem
Vernissage: 26.04.2018 17-22
KünstlerIn(nen): Jinny Yu


26.04.2018 - 02.06.2018
The Therapeutic Promise And The Potential of Proximity
Vernissage: 26.04.2018 17-22
KünstlerIn(nen): Marie-Eve Levasseur
In die Ausstellung


10.03.2018 - 21.04.2018
Robbie Cornelissen
Vernissage: 10.03.2018
KünstlerIn(nen): Robbie Cornelissen
In die Ausstellung


18.01.2018 - 03.03.2018
Simon Bilodeau
Vernissage: 18.01.2018 18.00
KünstlerIn(nen): Simon Bilodeau, Trevor Kiernander


16.11.2017 - 13.12.2017
Mutation/Transformation/Metamorphosis
Vernissage: 16.11.2017 17:00 Uhr - 20:00 Uhr
KünstlerIn(nen): Patrick Bérubé, Laurent Lamarche, Marie-Eve Levasseur, Karine Payette, Famed,

Pressemitteilung
Der Internationale Geologenkongress hat am 29. August 2016 dafür gestimmt, unsere aktuelle geologische Epoche formell als Anthropozän zu bezeichnen. Diese Entscheidung beruht auf der wichtigen Erkenntnis das der enorme Einfluss der Menschheit auf die Umwelt, wie unter anderem: Plastikverschmutzung, Atomtests, Mineral- und Gasgewinnung eine damit verbundene und dauerhafte Konsequenz mit sich zieht.



Der Grund für diese Revision ist die Anerkennung des Anthropozentrismus, mit seinen Anfängen zur Zeit der Aufklärung und der industriellen Revolution. Eine Entwicklung, die sich bis zum 20. Jahrhundert verschlimmert hat und bis in unsere heutige neoliberale Gesellschaft reicht.



Die jüngste Geschichte zeigt jedoch, dass auch diese neue Erkenntnis in Gefahr ist, wiederum von einem menschlichem Einfluss bedroht zu werden: Der Technologie. Unsere Generation steht nun vor dem komplexen Konflikt innerhalb der heutigen Dreifaltigkeit: Menschheit - Natur – Technologie.



Die beteiligten Künstler der Ausstellung thematisieren die bedeutenden Veränderungen in den Paradigmen der Existenz, die durch das Zusammenstoßen von Kultur, Natur und Technologie ausgelöst werden. Die Ausstellung konzentriert sich dabei auf drei Modi der Veränderung: Mutation, Transformation und Metamorphose. Dabei wird untersucht, wie mögliche Hybridisierungsmodelle uns von den Konsequenzen der Anthropozentrik befreien können und dabei helfen, Projekte für eine bessere Zukunft zu entwickeln.



Mit dem Aufschwung von Automatisierung und digitalen Netzwerken wird die Konjunktur zunehmend belastet. Neue aufstrebende digitale Volkswirtschaften haben Einfluss auf die traditionelle Verteilung von Reichtum und fordern das Eigentumsrecht heraus. Das deutsche Duo Famed setzt auf Wissensgegenstände, um über die komplexe Dynamik zwischen Mensch, Natur und Technologie nachzudenken und betrachten wie diese sich im 21. Jahrhundert auf politische Entscheidungen auswirken.



Patrick Bérubés Arbeit beschäftigt sich mit wiederkehrenden menschlichen Mustern, die historisch gewachsene Machtkonflikte geschaffen haben. Bérubés Referenzen sind vielfältig - von Heraklits “Isis entschleiert“ bis zur Goldenen Mede, Science-Fiction und der Wunderkammer. Gemeinsam demonstrieren diese Beispiele eine lange Tradition der menschlichen Abhängigkeiten von Technologie, in welcher sie ihre Souveränität gegenüber der Natur behaupten.



Im Gegensatz dazu untersucht Laurent Lamarche, wie Maschinen sich von der Natur inspirieren lassen. Seine Werke entspringen einer ausgeprägten Science-Fiction Ästhetik, in der Maschinen, Insekten und Tieren ähneln und deren direkte Eigenschaften kopieren. Es scheint, als ob Natur sich selbst in eine Maschine verwandelt hat, und es ergibt sich der Anschein, dass sie ein und dasselbe sein könnten.



In Karine Payettes Arbeit führt der Wunsch, die Natur zu kontrollieren, zu einer bestimmten Art von Mutation. Ihre Werkszenarien sind amüsant und befremdlich zugleich und versetzen die Unwissenheit über diese komplexen Beziehung ins öffentliche Bewußtsein: die Natur als Unterhaltung auf der einen Seite und eine möglicherweise bedrohliche Einheit auf der anderen.



Mithilfe eines 3D-Drucks verwandelt Marie-Eve Levasseur Fingerabdrücke auf der Oberfläche ihres iPhone-Bildschirms in eine digitale Landschaft. Die Arbeit “Frictional Landscapes between You and Me” erinnert an die Ästhetik geologischer Modelle. Eine Methode, die sie verwendet um die menschliche Beziehungen, die durch Technologien vermittelt werden zu veranschaulichen . Sie repräsentieren buchstäblich einen physischen Raum, der durch unsere Interaktion mit digitalen Geräten entsteht.



Während Hybridität oft Unbehagen hervorruft, argumentiert diese Ausstellung, dass es dennoch unerlässlich ist, eine Verschiebung der prometheischen Dispositionen, die ausschließlich dem menschlichen Interesse dienen, zu garantieren und stattdessen eine Vernetzung aller Dinge ob lebend oder statisch zu gewährleisten.



Text von Anaïs Castro übersetzt von Julia Theobalt


17.06.2017 - 29.07.2017
Patrick Bérubé: Didactique du déjà-vu
Vernissage: 17.06.2017
KünstlerIn(nen): Patrick Bérubé

Pressemitteilung


Patrick Bérubé: Didactique du déjà-vu 17. Juni – 29. Juli 2017

Vom Versuch, dem Zyklus zu entfliehen

Text von Marie-Ève Levasseur



Die Zeit ist ein Kontinuum. Sie ist ein Zyklus, ein System von Relationen. Aus Zeit wird Geschichte; eine Sammlung von Intensitäten und deren Zeiträume. Von Naturkatastrophen zu politischen Misserfolgen, Geschichte wird kontinuierlich und subjektiv in Bildern und Texten geschrieben. Die Zeit verstreicht, und alles wiederholt sich, alles dreht sich im Kreis. Aber was speichern wir wirklich in unserem kollektiven Gedächtnis einer hyperinformatisierten Welt? Und was lernen wir davon?



Mit seiner Ausstellung Didactique du Déjà-vu kommentiert der kanadische Künstler Patrick Bérubé chaotisch, ironisch und humorvoll eine langsame Beobachtung verschiedener Phänomene und Muster, die mit dem Versagen der Kommunikation miteinander und zwischen Generationen zu tun haben. Er beschäftigt sich mit Geschichte und dem daraus entstehenden kollektiven Gedächtnis. Beim Betrachten seiner National-Geographic-Sammlung bemerkte der Künstler, dass die Menschheit sich über die Jahrzehnte hinweg mit den immer gleichen Problematiken auseinandersetzt. Wir drehen uns im Kreis und folgen einem Muster. Wie Moleküle verbleiben wir in einer sich wiederholenden Kreisbewegung von Anziehungen, Kombinationen, Kollaborationen und Trennungen. Die Geschichte wiederholt sich als wäre Evolution nicht mehr als eine Illusion. Ob wirklich ein klügeres Miteinanderleben daraus entsteht?



Zu Wiederholungen und Kreisen gehören allerdings auch Brüche. Diese befinden sich mit bestimmten Abstände in der Menschheitsgeschichte wie auch in Bérubés Ausstellung. Bérubé schöpft aus der Barockepoche alte Radierungen, die Naturkatastrophen abbilden als Bruchstellen in der Geschichte. Er überlagert diese mit einer Farbsequenz, die eigentlich bei Fernsehunterbrechungen im Falle von Signalverlust auftritt. Noch eine Arbeit, die sich mit Signalverlust beschäftigt ist Not loaded; sie zeigt ein Mondrian ähnliches Muster, das Google Image erzeugt, wenn die Verbindung fehlschlägt. Kollektives Gedächtnis wird immer für eine begrenzte Zahl an Generationen mit Details erhalten, es wird immer runder, es kommt immer noch eine Schicht Gegenwart drüber, bis es zu nur einem Satz, einem Bild, einem Kern wird. Wie ein Bonbon mit Schichtstufen verschiedener Geschmäcker der Zeit. Auch die versteinerte Brieftaube verweist auf den Moment, wo das Geschichteschreiben scheitert, wenn die Nachricht nicht immer das nächste Zeitalter erreicht.



Patrick Bérubé arbeitet in situ und arrangiert die verschiedenen gefundenen, gekauften oder modifizierten und miteinander neu kombinierten Objekte in einer vieldeutige und scheinbar gut geordnete Installation. Die verschiedenen Objekte bilden ein rizhomatisches System von Relationen ohne einschränkende zugeschriebene Lesart. Als Methode oder Richtlinie bedient sich der Künstler mathematischen oder natürlichen Sequenzen wie bei Fibonacci, musikalischen Variationen, Wiederaneignungen und sogar der Malerei von Mondrian. Auch lässt er sich driften zu chaotischen und zufälligen Zusammenfügungen. Der Betrachter ist dann frei dieses methodisch erlesene Chaos zu verbinden.



Von den Toile-de-Jouy, dem Turmbau zu Babel bis zur Muttergöttin Isis und Total Recall, Bérubé borgt sich Symbole aus verschiedenen Zeiten und arrangiert sie in seiner Installation neu. Der Schleier einer mutierten Isis wird zur Gardine, das Geklapper eines Storches wird vom Radio übertragen, alltägliche Materialien wie mit Melaminharz furnierte Spanplatten werden zu Displays, und begleiten 3D gedruckte Anamorphosen, die Stilllebenmuster wieder aufgreifen. Hier dienen Anamorphosen als Referenz des materialen Dehnungsphänomens in schwarzen Löchern. Manchmal einfache Symbole des Ursprungs, der Macht, der Reproduktion, des Todes und von Zyklus, die auf den ersten Blick oberflächlich wirken, werden zu komplex verbundenen Bedeutungssystemen arrangiert, die die gesamte Installation noch vielschichtiger machen.



Bérubés Arbeiten sind eine Einladung zum Delirieren, eine Art verrückter Vorschlag zur Flucht ins schwarze Loch, zur freiwilligen Verzerrung der Realität, zur Dehnung der Zeit, zu Kontrollverlust, zu Unterbrechung der Wiederholung und endlich zur Befreiung des Festgeschriebenen.


22.04.2017 - 27.05.2017
Nadia Myre: Code Switching
Vernissage: 22.04.2017
KünstlerIn(nen): Nadia Myre,


04.03.2017 - 15.04.2017
Karine Giboulo: Wellen
Vernissage: 04.03.2017 17:00-20:00
KünstlerIn(nen): Karine Giboulo

Pressemitteilung
KARINE GIBOULO: Wellen

Text von Christiane Fiebig



Aus der Distanz, über einen Zaun hinweg, fällt der Blick auf eine Gruppe von kleinen, bunt bemalten Figuren. Es ist die lebendige und farbenfrohe Darstellung eines Zuges von mehr als hundert Menschen, die zu Fuß durch den Raum ziehen. Aus verschiedenen Richtungen kommend, haben sie ein gemeinsames Ziel, das nicht zu sehen, aber bei näherer Betrachtung des Geschehens zu erahnen ist. Doch während die einen an geschlossener Grenze aufgehalten werden, haben sich andere in kleinen Lagern zusammengefunden. Frauen liegen auf dem Boden gekauert und sind umgeben von ihren schlafenden Kindern. Allen sind die Strapazen einer langen Reise ins Gesicht geschrieben und das wenige Hab und Gut, das sie bei sich tragen, zeugt von der Entscheidung, ihr bisheriges Lebens hinter sich gelassen zu haben.

In raum- und zeitübergreifenden Dioramen und Einzelszenerien stellt die Kanadierin Karine Giboulo Menschen in den Mittelpunkt ihrer Kunst, die Unterdrückung in wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Form erleben. Sie erzählt von gegenwärtigen und vergangenen politischen und gesellschaftlichen Schieflagen in unserer Welt, die durch gewaltvolles Handeln oder wirtschaftlichen Druck entstanden sind und sich festgeschrieben haben. Immer wieder spielen auch verschiedene Aspekte von Migration eine Rolle. Die großen Fluchtbewegungen der letzten Jahre nach Europa, vor allem ausgelöst durch den Bürgerkrieg in Syrien, sowie deren mediale Präsenz haben das Thema in den Fokus ihrer Arbeit gerückt.



Ihre Installation „Wellen“, eine Art In-Situ-Diorama, das den Ausstellungsraum zu einer Bühne macht, handelt von der Flucht als „Zeit zwischen der Entscheidung der Menschen, ihr Land zu verlassen und ihrem Ankommen in einer neuen Gesellschaft, diesem speziellen Moment des Wandels“. Denn zu fliehen bedeutet nicht nur den physischen Verlust des eigenen Zuhauses, sondern auch von vertrauten sozialen, emotionalen und kulturellen Räumen. Die eigene Position in der Welt muss neu bestimmt werden. Dies ist von besonderem Interesse für Karine Giboulo, die immer wieder die Frage danach stellt, wie Orte das Individuum und eine Gemeinschaft in ihrem Selbstverständnis prägen und Gewissheit über eigene und kollektive Identität schaffen.



Mit viel Aufmerksamkeit und Empathie widmet sich die Künstlerin den ProtagonistInnen ihrer Erzählungen. Wenn möglich, reist sie zu den Menschen, deren Geschichten sich später in ihren Arbeiten wiederfinden und nutzt vor Ort gefundenes Material für ihre Installationen. Die Figuren, die ihre dreidimensionalen Miniaturen bevölkern, werden von ihr einzeln aus Modelliermasse geformt, bemalt und die individuellen Charakterzüge herausgearbeitet. Dabei ist es ihr wichtig, Menschlichkeit und Einzigartigkeit in ihnen sichtbar zu machen und Verletzlichkeit zu zeigen.



Die besondere Kraft in den Arbeiten Giboulos entwickelt sich aus dieser Aufrichtigkeit und der kontrastierenden Verspieltheit ihrer Inszenierungen. Die Figuren sind kindlich gezeichnet und bunt, oft sind sie in einer fantasievollen Architektur arrangiert, die einen spannungsvollen, skulpturalen Charakter entfaltet. Fantasie, Farbigkeit, Naivität – Karine Giboulo hat Spaß am Einsatz dieser Elemente. Sie nutzt sie bewusst, um die BetrachterInnen visuell zu reizen und dann mit der Ernsthaftigkeit der Situation zu konfrontieren. Sie versteht sich dabei auch als Reporterin, die mit den Mitteln der Kunst von ihrer Wahrnehmung und ihren Erfahrungen in einer globalen Gemeinschaft erzählt, aber auch als Aktivistin, die dazu auffordert, sich selbst und das eigene Handeln in dieser zu hinterfragen.

In die Ausstellung


14.01.2017 - 25.02.2017
ATLAB
Vernissage: 14.01.2017
KünstlerIn(nen): Laurent Lamarche

Pressemitteilung
Laurent Lamarche entwirft komplexe visuelle Phänomene. Mit Laser, digitaler Fotografie und Kunststoffen setzt er auf moderne Verfahren. Er arbeitet mit künstlerischen und wissenschaftlichen Methoden, inszeniert Schönheit und Geheimnis, verkehrt Größenverhältnisse. Einige Werkgruppen wirken wie Laborsituationen, physikalische und medizinische Experimente oder astronomische Untersuchungen. Die Objekte sind jedoch nicht eindeutig. Sie erscheinen uns vertraut. Aber wir wissen nicht, worum es sich im Einzelnen handelt, zumal sie sich mit Begriffen aus der Forschung tarnen.



Die organischen Formen bleiben in einem Schwebezustand. Bei näherer Sicht lösen sich manche Elemente in Mechanik, zum Beispiel in winzige Zahnräder auf. Nichts ist gewiss, das Biologische kann auch Technik sein. Und selbst Licht wird zum künstlerischen Werkstoff. Es umspielt transparente Kunststoffe. Die Grenzen von Realität und Fiktion verschwimmen. Welches Potenzial haben Materialien? Wie damit umgehen?



Lamarches Medienkombinationen entwickeln Science-Fiction-Szenarien, die in einem attraktiven Rahmen Innovation vorführen, aber auch moralische Fragen aufwerfen. Seine Bilder führen auch in die Irre, denn wir wissen letztendlich nicht, was sich uns tatsächlich darbietet. Lebendiges und damit auch Verwundbares trifft auf Künstlichkeit. Ist die Wirklichkeit tatsächlich so, wie wir sie durch Hilfsmittel wahrnehmen? Was Natur ist, ist nur noch schwer erkennbar. Die Anmutung des Fortschritts wird mit Rätseln konfrontiert.


Bestand

Bestand